14. Okt. 2022

Wie KI die physische Sicherheit stärkt


IT-Sicherheit und physische Sicherheit gehören noch allzu oft voneinander getrennten Bereichen im Unternehmen an. Was immer noch fehlt, ist die Verknüpfung der über physische Sicherheitstechnik grundsätzlich verfügbaren Informationen mit dem Informationssicherheits-Management im Unternehmen. Unser Autor gibt einen Überblick, wie künstliche Intelligenz (KI) die physische Sicherheit verändert und was es für den Sicherheitsexperten bedeutet.

Von Martyn Ryder

Zahlreiche technische Neuerungen haben im letzten Jahrzehnt die Voraussetzung für die Konvergenz der Cybersicherheit und der physischen Sicherheit geschaffen. Dazu gehören zum Beispiel Datenverarbeitung am Netzwerkrand (Edge), analytische sowie schnellere Streaming-Funktionen, Nachtsichtkameras und Cloud-Konnektivität sowie das Internet der Dinge (IoT). Auch die jüngsten Fortschritte im Bereich des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz (KI) heben die Leistungsfähigkeit von Netzwerkkameras und Sensoren auf ein neues Niveau. Das führt nicht nur zu Verbesserungen bei der Sicherheit, sondern auch zu mehr „Intelligenz“ im System, die mit vorhandenen Lösungen nicht erreichbar ist.

Um von den dadurch möglichen Vorteilen zu profitieren, suchen Unternehmen die effektivsten Tools. Die Entscheidung für die passende Lösung kann sich jedoch als Herausforderung erweisen. Auch ist es angesichts der Vielzahl moderner Optionen wie Wärmebildkameras, Radarsysteme und Drohnen-Erkennungstechnologien wichtig, die verfügbaren Lösungen und deren optimale Einsatzmöglichkeiten genau zu kennen.

KI-gestützt zu überlegener Sicherheit

So verbessern beispielsweise Netzwerksicherheitsprodukte, die über Analysefunktionen sowohl serverbasiert als auch in der Kameratechnologie verfügen, die Videoüberwachung. Neben Prozessautomatisierung kommen hier situationsspezifische Kameras und Sensoren zum Einsatz, um mit abschreckenden Maßnahmen ein kriminelles Ereignis zu verhindern.

Die neuesten Fortschritte bei künstlicher Intelligenz erhöhen die Genauigkeit zum Beispiel bei der Zählung von Personen oder der Identifizierung von Objekten, aber auch in einem System zur Überwachung des Verkehrsflusses und zur Kontrolle der Parksituation auf der Grundlage einer fortschrittlichen Analyse von Fahrzeugbewegungen. Nähern sich Personen und Fahrzeuge einem Grundstück, erfassen und verfolgen Netzwerkkameras in Kombination mit Radar- oder Wärmetechnologie verdächtige Personen. IP- Audio-Lautsprecher sind dabei so eingerichtet, dass Warnungen und Alarme starten. Das kann potenzielle Eindringlinge abschrecken oder abwehren.

Verhaltenserkennung durch KI

KI-gestützte Analysen können auch eine Reihe menschlicher Verhaltensweisen in Echtzeit erkennen und darauf reagieren, anstatt sie forensisch zu untersuchen. So liefern sie Unternehmen verwertbare Erkenntnisse, mit deren Hilfe sie besser verstehen, wie Menschen miteinander interagieren, und sie geben Warnungen aus, um Verhaltensweisen zu steuern. Solche Systeme können im Laufe der Zeit mit zunehmenden Datenmengen trainiert werden, wodurch sich die Fähigkeiten des Systems verbessern, verschiedene Szenarien zu erkennen und auf sie zu reagieren. Daraus entstehen verschiedene Anwendungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Umfeldern.

So kann beispielsweise eine Netzwerkkamera, die laute Stimmen in der Nähe eines Geldautomaten erkennt und analysiert, das Sicherheitspersonal auf einen möglichen Vorfall aufmerksam machen, bevor er eskaliert. An anderer Stelle können mit dem Gebäudemanagement verbundene Techniken für die physische Sicherheit in einem Notfall eine Abfolge von Ereignissen, wie bei einem Brand oder Terroranschlag, automatisieren und Personen durch das Gebäude zu lotsen. Türen und Beleuchtung werden automatisch gesteuert: Beleuchtete Fluchtwege leiten die Menschen zu sicheren Ausgängen – ein Rettungsanker, der hilft, Panik oder Verwirrung, die zu Verletzungen oder sogar zum Verlust des Lebens führen können, zu vermeiden.

KI-gestützt in Notfällen schneller helfen

Je rascher ein Team im Notfall Maßnahmen ergreift, desto eher können Sachwerte geschützt und Leben gerettet werden. Videoanalyseverfahren mithilfe von KI revolutionieren bereits jetzt die Brandschutzbranche, nicht um die derzeitige Ausrüstung zu ersetzen, sondern um sie zu ergänzen. Während Rauchmelder bisher erst mit Rauch oder Staub in Berührung kommen mussten, bevor der Alarm ausgelöst wurde, erkennen Kameras nun bereits den ersten Ausbruch von Rauch oder Feuer. Dies beschleunigt die Reaktionen, unterstützt durch Echtzeit-Visualisierungen der Art des Vorfalls, wodurch Rettungskräfte sich angemessener vorbereiten können.

Fazit

Physische Sicherheitstechnik entwickelt sich ständig weiter. Künstliche Intelligenz nimmt darin eine wachsende Bedeutung ein. Unternehmen suchen vermehrt nach Lösungen, deren Anwendungsbereich über Sicherheit hinausweist, um ihren branchenspezifischen Herausforderungen gerecht zu werden. Im Gegenzug benötigen sie Anbieter, die mit physischer Sicherheit, den Vorteilen von Cloud-Plattformen und leistungsfähigen Netzen, Systemen und Software vertraut sind. Die Konvergenz von physischer Sicherheit und IT verändert unsere Branche nicht nur, sie bietet Unternehmen mehr Möglichkeiten, ihre Tätigkeit intelligenter und gesicherter zu verfolgen. Innovative Technologien, Partnerschaften und Zusammenarbeit sind der Schlüssel zur effektiven Unterstützung von Unternehmen bei der Bewältigung ihrer aktuellen und zukünftigen Herausforderungen.

Martyn Ryder ist VP Sales und Marketing bei Morphean.