Die IT-Branche zeigt nicht genügend Verantwortung für die Folgen ihrer Innovationen – zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Umfrage unter 798 Wirtschaftsentscheidern, welche die Financial Times Deutschland (FTD) gemeinsam mit Microsoft Deutschland durchgeführt hat: Unbestritten sei, dass innovative IT-Technologien die Wirtschafts- und Arbeitswelt tiefgreifend verändern – mit positiven Folgen für die Gesamtwirtschaft. Allerdings fordern die Top-Entscheider der Umfrage zufolge, dass die IT-Industrie besser über Risiken und Konsequenzen ihrer Technologie informiert. Die häufigsten Kritikpunkte betreffen Datenschutz, Sicherheit und Transparenz.
Nur jeder fünfte Entscheider ist der Meinung, dass die IT-Branche genügend Verantwortung für ihre Innovationen übernimmt. Lediglich 17 % der Befragten sind der Meinung, dass die IT-Branche die zentralen Herausforderungen neuer Technologie stets konstruktiv löse: Und dazu zählten eben vor allem die Verbesserung der Datenschutzstandards, die Erhöhung der IT-Sicherheit sowie die Transparenz von Services. "Wir stecken in einer hausgemachten Vertrauenskrise: Die IT-Industrie kann es sich nicht länger leisten, zu den Fragen zu schweigen, die sich durch die Nutzung neuer Technologie ergeben", kommentierte Ralph Haupter, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. "Wir tragen eine besondere Verantwortung für die Folgen unserer Innovationen – und müssen diese deutlich zeigen." Man müsse im Dialog für mehr Verständnis und Akzeptanz neuer Informationstechnologie sorgen.
Unbestritten ist hingegen die Bedeutung der modernen IT für Wachstum und Fortschritt: Laut Umfrage sind sich die Wirtschaftsentscheider einig, dass neue IT-Verfahren und -Systeme die Wirtschafts- und Arbeitswelt tiefgreifend verändern werden. Die Nutzung von IT spielt für 87 % der Befragten bei der Entwicklung neuer Produkte, Services oder Dienstleistungen eine große oder sehr große Rolle und leistet somit einen entscheidenden Beitrag zum Unternehmenserfolg. Sogar 97 % bestätigten, dass die ITK-Branche für den volkswirtschaftlichen Fortschritt eine wichtige Rolle spiele.
Immerhin haben 85 % der Befragten ein großes oder sehr großes Vertrauen in die Branche, neue Technologie und Innovationen bereitzustellen. In Bezug auf die Kommunikationsfähigkeit und Aufklärungsbereitschaft rund um neue Technologie ist das Vertrauen der Entscheider in die IT-Branche allerdings gering: Fast 70 % der Entscheider gaben an, dass bezüglich der Aufklärung über die Vorteile – und vor allem die Risiken – Fragen offen blieben. Dies gelte insbesondere für die Bereiche IT-Sicherheit (79 %), Zugriff und Kontrolle gespeicherter Daten (73 %), sowie Transparenz von Funktionen und Wirkungsweisen der IT-Technologie (67 %).
"Als Branche sprechen wir zwar gern und viel über die Vorteile unserer Innovationen", gestand Ralph Haupter ein, "zu den Problemen haben wir bislang zu häufig geschwiegen." So sieht das auch das Feld der Befragten: Zwar fühlten sich 65 % der Entscheider gut oder sehr gut über Chancen und Vorteile informiert -- jedoch beklagte gleichzeitig über die Hälfte (56 %), dass die IT-Branche eine schlechte oder sehr schlechte Aufklärung über Risiken und Konsequenzen ihrer Technologie betreibe.
Die Vorfälle der vergangenen Monate – Datenpannen, -diebstahl, Heimlichtuerei sowie das intransparente Sammeln von Nutzerdaten – hätten offenbar ihre Spuren hinterlassen, fasst Microsoft zusammen: Den Umgang der IT-Branche mit diesen Problemen bezeichneten 61 % der Wirtschaftsentscheider als wenig oder nicht verantwortungsvoll. Haupter sieht die Branche gefordert: "Als IT-Wirtschaft liegt es an uns, für das notwendige Vertrauen im Sinne einer Corporate Technology Responsibilty in unsere Innovationen zu sorgen. Andernfalls wird es keine breite Nutzung neuer Technologie geben – und wir verspielen große Chancen für Gesellschaft und Wirtschaft."