Foto: Deutsche Messe AG

CEBIT 2018

Messevorschau

Die CEBIT wird bunter: Vom 11.–15. Juni soll die frühere Megamesse in Hannover nun zum „Business-Festival für Innovation und Digitalisierung“ mutieren.

„Außer Ort und Name wurde alles infrage gestellt“, erläutert Oliver Frese, Vorstand der Deutschen Messe AG, den Weg zur neuen CEBIT. Die schreibt man jetzt übrigens ganz offiziell mit einem großen E – „E wie Entschlossenheit“, wie der Messechef betont. Und als Logo kleidet sich die CEBIT in nunmehr 16 verschiedene Farben. Viel bunter soll es zum neuen Termin im Juni auch vor Ort zugehen: mehr Konferenzprogramm mit über 500 Vortragenden auf zehn Bühnen und ein begleitendes Festival-Line-up, das sich bis in die Nacht zieht.

Die neue CEBIT zielt hoch und sieht sich als „das vielleicht größte Innovationsprojekt in der internationalen Veranstaltungs- und Messebranche“. Das Ziel seien neue Formate für neue Zielgruppen. Von der früheren Aufteilung in Business-/ Fach- und Privatbesucher will man nichts mehr wissen – die Grenzen von privatem und beruflichem verschwimmen im digitalisierten Zeitalter ohnehin immer mehr. „Wir werden auf der CEBIT sehen, wie wir morgen leben ... und arbeiten werden“, verspricht Frese. Aus der digitalen Agenda müsse eine Bewegung werden und die neue CEBIT will der richtige Ort dafür sein.

So wie die Digitalisierung alles umkrempelt, wurde auch im klassischen Messeformat fast alles neu verteilt – eine Ausnahme bilden lediglich der Vodafone-Auftritt, der bereits zuvor unter dem Expo-Dach (siehe Foto) im Zentrum des Messegeländes angesiedelt war, und die Salesforce World Tour, die nebst CRMPlattformen weiterhin in Halle 9 residiert. Das weitere Ausstellungsgeschehen nutzt nunmehr ab Dienstag, dem 12. Juni, die Hallen 11–17 sowie 25–27 (vgl. Geländeplan). Die Security hat ihren offiziellen Schwerpunkt mit den zugehörigen Bühnen in Halle 12, bleibt aber in gewohnter Weise auch an anderen Orten präsent. Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe (Mitte Mai) lieferte die CEBIT-Ausstellersuche 176 Einträge mit dem Stichwort „Security“, 55 davon in Halle 12.

Während das Messeformat d!conomy vor allem Lösungen zeigen soll, die bereits heute verfügbar sind, liefere d!tec auch einen Ausblick auf die nächsten 3–4 Jahre – unter dem Claim „Game-changing & Disruptive Technologies“ seien dort nicht zuletzt 350 Start-ups und diverse Forschungseinrichtungen zu finden. Doch auch Facebook feiert dort in diesem Jahr sein CEBIT-Debüt (Halle 26, Stand G27). Insgesamt erwartet der Veranstalter 2500–2800 Aussteller aus 70 Nationen.

Das Konferenzgeschehen d!talk findet nicht länger mit eigenen, teureren Eintrittskarten als separates Event statt, sondern ist einerseits mit Fokus-Bühnen, welche die früheren Foren ersetzen, in die Messehallen integriert – und andererseits stehen auch die Vorträge im Convention Center (CC) nunmehr allen Besuchern offen. Inhaltlich sollen hier „Visionen der digitalisierten Zukunft“ transportiert werden. Das CEBIT Cyber Security Summit findet beispielsweise am 12. Juni von 10:30 Uhr bis 18:50 Uhr in Halle 12 statt – weitere Summits und Foren, unter anderem zu Digital Health, dem Internet of Things (IoT) oder Women in Digital Business sind im Internet aufgeführt (www.cebit.de/de/conference/sessions/).

Als komplett neues Element kommt der d!campus hinzu – das „emotionale Herz der Veranstaltung“ verspricht Festivalatmosphäre mit Bands und DJs, Showcases der Branche, Vernetzung und zwanglosen Austausch sowie Streetfood für das leibliche Wohl. Im Abendprogramm treten unter anderem Jan Delay, Mando Diao und Digitalism auf – die „Jägermeister Blaskapelle“, ein Science Slam, ein Riesenrad (SAP) sowie die Beteiligung von Unternehmen wie Redbull und Bio-Zisch verheißen ebenfalls neue Zeiten auf dem CEBIT-Gelände.

Und selbst wer das Messegelände verlässt, entkommt der CEBIT dennoch nicht unbedingt: „Zusammen mit vielen Partnern werden wir die Stimmung, die Atmosphäre und die Themen der CEBIT mitten in die Stadt tragen. Denn CEBIT und Hannover gehören untrennbar zusammen“, erläuterte Frese. Gemeinsam mit der City-Gemeinschaft eröffne die Messe bereits am Sonntag (10. Juni) die d!lounge am Kröpcke, im Herzen von Hannovers Fußgängerzone. Der tägliche „Digitale Kaffeeklatsch“ lade dort von Montag an jeweils um 15 Uhr zu Kaffee, Kuchen und einem moderierten Vortragsprogramm zum Diskutieren ein – in der Zwischenzeit werden auf großen Bildschirmen die Vorträge des CEBIT-Konferenzprogramms d!talk in die Stadt übertragen.

Wer will, kann die Nacht zum CEBIT-Freitag in der City durchtanzen: In der Cumberlandschen Galerie steigt vom „Roten Salon“ in Zusammenarbeit mit „Hannover Unesco City of Music“ die CEBIT Club-Nacht. Und auch die Abschlussparty der CEBIT findet mitten in der City statt: Kurz vor Messeschluss eröffnet um 18 Uhr die britische Pop-und Soul-Sängerin Emma Lanford einen langen Abend am Kröpcke – im weiteren Verlauf treten die Band Munique und der britische Singer- Songwriter Tom Gregory auf. Einen Überraschungsgast, der ab 21 Uhr dort die Bühne betritt, will man sogar erst im Laufe des Abends bekanntgeben.

Am Ende des Tages wolle man nicht zuletzt die Digitalisierung feiern, betonte Frese. Ob das neue Konzept beim Publikum gut ankommt, bleibt abzuwarten – in Sachen Besucherzahlen hat die Deutsche Messe AG keine Prognose gewagt. Allerdings habe man bereits vier Wochen vor Veranstaltungsstart 40 % mehr Tickets verkauft als für das Vorjahr – vermutlich nicht zuletzt wegen der drastischen Frühbucher-Preisvorteile. Dennoch bleiben die letztlichen Zahlen aufgrund von abweichenden Besuchstagen und einer veränderten Gastticket-Strategie noch spannend.

Von der Industrie sieht sich die neue CEBIT indessen bereits akzeptiert: „Wir sind mit einem revolutionären Konzept mutig vorangegangen. Wir sind aber belohnt worden – von der internationalen Digital-Industrie, die mit einer hohen Kreativität an diese Veranstaltung herangegangen und mit uns diesen Weg mitgegangen ist“, freute sich Frese Mitte Mai vor der Presse.

Produkte und Aussteller

Anhand verschiedener Szenarien will FAST LTA seine Silent-Cube- und Silent-Brick-Familie sowie Dienste zur Archivierung großer Datenmengen mit integrierter Datensicherung zeigen. Besondere Bedeutung hätten die Themen Digitalisierung und Datensicherheit in diesem Jahr vor dem Hintergrund der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Die Archivsysteme des Unternehmens sollen es Unternehmen, Kommunen und Krankenhäusern erleichtern, die DSGVO-Auflagen umzusetzen. Halle 12, Stand A80 www.fast-lta.de

Die WAGNER Group präsentiert am Gemeinschaftsstand von 360°dc Brandschutzlösungen für Rechenzentren und IT-Räume. Damit man im Brandfall nicht stromlos schalten muss setze das Unternehmen auf Brandbekämpfungssysteme, die auf Gaslöschung basieren: So bekämpfe FirExting Brände effektiv und rückstandsfrei – je nach Anforderungen der Betreiber und der Gegebenheiten vor Ort kommen dabei als Löschgase Stickstoff, Kohlendioxid oder Novec 1230 zum Einsatz. Ebenfalls zu sehen seien eine OxyReduct-Kabine zur Demonstration von Sauerstoffreduktion sowie die Ansaugrauchmelder der Titanus-Serie. Halle 12, Stand D99 (bei 360°dc) www.wagner.de

LANCOM Systems stellen ihren Messeauftritt unter das Motto „Netzwerke neu denken: Automatisiert. Software-definiert. Hyper-integriert.“ Eine Mischung aus leistungsfähiger Hardware und cloudbasiertem Softwaredefined Networking (SDN) mache Unternehmensnetze fit für die digitale Transformation. Unter anderem zeige man, wie VPN-Router und Gateways mit IPSec-Performance im Gigabit-Bereich für zuverlässige, ausfallsichere Verbindungen sorgen. Halle 13, Stand C112 www.lancom-systems.de

Neben Lösungen für Zeiterfassung und -wirtschaft, Workforce- und Besuchermanagement will PCS auch Schutzsysteme für die physische Zutrittskontrolle zeigen – von der Standard-RFID-Absicherung über zonengesteuerte Zutrittskonzepte bis hin zur hochsicheren, biometrischen Handvenenerkennung (inkl. Einbau in eine Vereinzelungsschleuse). Videoüberwachung und Kennzeichenerkennung für die Sicherheitslage auf dem Betriebsgelände sind ebenfalls ein Thema. Als Mitaussteller bringt das Unternehmen ATOSS, Convision, EDV Studio ALINA, fourtexx und ZMI mit nach Hannover. Halle 17, Stand B40 www.pcs.com

Cloud-Security: zertifiziert statt nebulös

Noch immer sind Bedenken in Hinblick auf Datenschutz und Sicherheit der große Haken bei der Nutzung von Cloud-Services. Im Forschungsprojekt AUDITOR erstellt ein Team unter der Leitung von Prof. Dr. Ali Sunyaev vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zusammen mit vielen Partnern eine EU-weit einsetzbare Zertifizierung für den Datenschutz in der Cloud.

Das Projekt ist Ende 2017 gestartet und hatte von Beginn an zahlreiche etablierte Zeritifizierungsstellen an Bord, unter anderem den TÜViT und das Deutsche Institut für Normung (DIN) – der EuroCloud Deutschland_ eco e. V. ist ebenfalls mit von der Partie. Gleichzeitig sind Partner aus der Praxis involviert, wie beispielsweise Cloud&Heat Technologies und ecsec.

Der Arbeitsplan des Projekts sieht vor, zunächst einen Zertifizierungskatalog aus der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) abzuleiten und die erarbeitete Zertifizierung in weiteren Schritten bei den Partnern prototypisch umzusetzen. Ein starker Praxisbezug mache das Projekt besonders interessant: Inzwischen sind viele namhafte Konzerne als Beobachter in das Projekt eingestiegen – etwa die Deutsche Telekom, Microsoft und SAP. Das zeige deutlich, wie groß das Interesse daran ist, Kunden eine datenschutzkonforme und schlussendlich sichere Cloud-Umgebung bieten zu können, betont das federführende Konsortium.

Aktuell arbeitet das Projekt an der Erstellung des Kriterienkatalogs für die Zertifizierung: Dabei habe man neben den Vorgaben der DSGVO auch weitere Standards wie den Anforderungskatalog Cloud-Computing des BSI (C5) einbezogen, auf dessen Grundlage bereits das Trusted-Cloud-Datenschutz-Profil entstand. Die Arbeit am Kriterienkatalog sei dabei durchaus herausfordernd, da etwa juristische Fachmeinungen zum Zertifizierungsgegenstand weit auseinanderklafften: Will man ein Produkt, einen Dienst oder einen Verarbeitungsvorgang zertifizieren? Man kam zu dem Ergebnis, dass datenschutzspezifische Zertifizierungsverfahren nachweisen, dass die DSGVO bei Verarbeitungsvorgängen von Verantwortlichen oder Auftragsverarbeitern eingehalten wird (Art. 42 Abs. 1 DSGVO). Ergo müsste auch AUDITOR als Zertifizierungsgegenstand Verarbeitungsvorgänge betrachten, die in Produkten oder Diensten oder mithilfe von (ggf. mehreren) Produkten oder Diensten erbracht werden.

Verarbeitungsvorgänge können dabei sowohl technische als auch organisatorische Bestandteile von Verfahren und Prozessen sein, wovon auch das Datenschutzkonzept oder Datenschutz-Management-Systeme des Cloud-Anbieters umfasst sein können. Allerdings gelte es zu beachten, dass solche Vorgänge eine in sich geschlossene Verfahrensstruktur für die Verarbeitung personenbezogener Daten aufweisen müssen, in der Risiken und Datenflüsse vollständig zu erfassen sind, um eine Zertifizierung zu ermöglichen. Im Cloud-Kontext umfasse das vor allem Vorgänge zu Konzeptionierung, Erhebung, Transfer, Weitergabe, Speicherung, Zugriff, Verarbeitung, Transformation, Administration, Rückgabe und Löschung personenbezogener Daten.

Eine weitere Herausforderung stellt die Tatsache dar, dass die DSGVO technikneutral formuliert ist und keine cloud-spezifischen Regelungen enthält: Daher hat die ebenfalls im Konsortium vertretene Universität Kassel Kriterien zur Erfüllung der neuen Datenschutzvorschriften für die Cloud abgeleitet: Dieser Katalog umfasse beispielsweise Kriterien zum Cloud-Vertrag, zu den Rechten und Pflichten des Anbieters, zur Implementierung eines Datenschutz-Managementsystems sowie zur Konzeption des Cloud-Dienstes für die Einhaltung der Grundsätze des Datenschutzes durch Technikgestaltung und durch datenschutzfreundliche Voreinstellungen, zur Gestaltung von Subauftragsverarbeitungen und zur Auftragsverarbeitung im EU-Ausland. Der Kriterienkatalog befinde sich aktuell im Entwurfsstadium und werde durch Aufsichtsbehörden und Zertifizierungsstellen validiert und ergänzt – im Anschluss sei eine Veröffentlichung als Technical Report vorgesehen.

Im nächsten Schritt wolle man umsetzbare Strukturen und Methoden erarbeiten, um eine europaweit erkannte Datenschutzzertifizierung zu etablieren – inklusive der Suche nach Geschäftsmodellen, die AUDITOR in seiner Verbreitung unterstützen können. Abschließend sollen alle Verfahren und Methoden bei den Praxispartnern prototypisch implementiert und umgesetzt werden, um langfristig zu garantieren, dass sich die Zertifizierung durchsetzt und schlussendlich alle Beteiligten profitieren können.

Halle 16, Stand E06 http://auditor-cert.de